EINZELHALTUNG

Hier möchten wir ein Thema ansprechen, welches wir sehr wichtig finden und grossen Einfluss auf das seelische und körperliche Wohlbefinden Ihrer Katze haben kann. Leider ist die Einzelhaltung von Katzen noch immer sehr verbreitet und wird auch unter den unterschiedlichsten Haltern gerne kontrovers diskutiert. Fakt ist, dass nicht jede Katze über den selben Kamm geschert werden kann, aber Fakt ist auch, dass die Katze durchaus ein sehr soziales Tier ist und gerne die Gesellschaft ihresgleichen geniesst, sofern ihre Katze die für sie richtige kätzische Gesellschaft erhält.

Wir möchten daher etwas näher auf eine gemeinschaftliche Haltung von Katzen eingehen oder welche Gründe dafür aber möglicherweise auch dagegen sprechen können. Ebenso möchte wir Ihnen unsere eigenen langjährigen Erfahrungen mit bestimmten Kombinationen aufzeigen, die ausserordentlich gut oder weniger gut funktioniert haben. Wir würden uns im Sinne ihrer Katze freuen, wenn Sie die nachfolgenden Schilderungen gedanklich sacken lassen und über eine gemeinschaftliche Haltung Ihrer Samtpfote nachdenken würden. 

Am Ende dieses Artikels stellen wir Ihnen einige Links zur Verfügung, die sich bereits ausführlich mit den Gründen FÜR eine gemeinsame Haltung beschäftigt haben. Daher möchten wir Ihnen ans Herz legen, diese Beiträge in aller Ruhe zu lesen. Die Hauptargumente für eine gemeinsame Haltung sind ein kätzisches, soziales Miteinander, welches kein Mensch ersetzen kann. Weiterhin gemeinsame Beschäftigung und Spiel oder Kuschelstunden bei Abwesenheit des Menschen. Das bedeutet letztlich zufriedene und ausgeglichene Katzen und damit eine gesunde Grundlage für Körper und Geist, bei Katze als auch Mensch.

Einige Regeln sollten hierbei allerdings beachtet werden, daher haben wir nachfolgend einige Bedingungen zusammengestellt, welche bei uns und unserer Käufern ausschliesslich positive Erfahrungen hervorgebracht haben.

- Bitte vergesellschaften Sie nur gleichgeschlechtliche Kombinationen, also Katze mit Katze oder Kater mit Kater. Bewährt haben sich auch Mütter und Töchter, Väter und Söhne, aber auch Geschwister. Es können aber auch in sich fremde Kombinationen sein, sofern die Geschlechter gleich sind. Kitten und Jungtiere sind i.d.R. dabei kein Problem, etwas mehr Vorsicht bzw. Sensibilität ist bei der Zusammenführung von bereits erwachsenen Katzen zu beachten. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Kater und Kätzin entwickeln mit zunehmendem Alter ganz unterschiedliche Vorstellungen von einem harmonischen Miteinander. Obwohl dies bei Kitten bis 9 Monaten kaum ins Gewicht fällt, so ändert sich dies im geschlechtsreifen Alter um so mehr, ob kastriert oder nicht spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Kater belieben es gerne grob und kräftemessend zu spielen und zu toben, sie nutzen gerne ihre körperliche Überlegenheit, um die weibliche Spielpartnerin in ihre Schranken zu weisen. Machohafte Verhaltensweisen sind den Mädels aber ein Greuel und sie sind über solche Spiele zumeist "not amused". Dieses Verhalten haben wir sogar bei gleichaltrigen, pubertierenden Wurfgeschwistern im Alter von ca. 9 Monaten festgestellt, in dessen Verlauf der Kater gerne die Oberhand über die Schwester gewinnen möchte, welche dies mit Verteidigungsattacken quittierte. Somit sind in den meisten Fällen einer gemischten Kombination die Querelen und die Disharmonie bereits vorprogrammiert. Wenn Sie dennoch, entgegen dieser Empfehlung, unbedingt Kater und Kätzin vergesellschaften möchten, so planen Sie auf jeden Fall eine dritte Katze ein, vorzugsweise einen zweiten Kater. Denn sollte sich das zuvor Geschilderte erwartungsgemäss bestätigen, können Sie somit einen Ausgleich schaffen, damit die beiden Kater miteinander ausgelastet sind und die Dame des Hauses sich einbringen kann, wann und solange sie möchte. Kommt eine dritte Katze für Sie keinesfalls in Frage, so bleibt bei einer dauerhaft verfahrenen Situation nur die Wahl, sich von einer der beiden Katzen zu trennen und einen adäquaten Platz für sie zu finden sowie ein passendes Gegenstück zu der verbleibenden Katze zu suchen. Daher überlegen Sie sich bitte VOR der Anschaffung genau, welche Bedürfnisse zu erfüllen und für Sie praktikabel sind.

- Das Alter der beiden Katzen sollte nicht zu weit auseinander liegen, eine gute Richtschnur ist max. 4-5 Jahre Alters-unterschied, lieber weniger. Dem Senior geht ein quirliges Katzenkind bald auf die Nerven und selbiges ist schnell unterfordert und kaum genügend ausgelastet. Anders läge der Fall, wenn es weitere Katzen in derselben Gruppe gibt, die ggf. solche Unterschiede auffangen könnten.

- Die beiden Katzen (Rassen) sollten ein etwa gleiches Temperament und einen ähnlichen Charakter mitbringen, also keinen gemütlichen Sofalöwen mit einem athletischen Wirbelwind kombinieren oder einen Angsthasen mit einem Dominanzbolzen. Beide Seiten würden nicht glücklich damit. Ein Züchter einer bestimmten Rasse kann Ihnen hoffentlich ausführliche Informationen zu dem betroffenen Tier geben. Aber Vorsicht, viele wollen ihre Katzen möglichst schnell und nicht unbedingt optimal unterbringen. Hier ist ebenfalls Ihre eigene Vernunft gefragt, denn Sie möchten ja möglichst eine dauerhafte und langfristige Harmonie zwischen den Katzen geniessen.

Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Natürlich kann es durchaus sein, dass eine Katze nicht besonders erfreut über kätzische Gesellschaft wäre. Daher möchten wir auch auf die sogenannten Ausnahmen eingehen, bei welchen es sich zumeist vorrangig um erwachsene, ältere Katzen handelt.

- Katzen, die bereits etliche Jahre alleine -ohne kätzische Gesellschaft- leben mussten, weil ihr Mensch es nicht besser wusste oder wollte, haben einfach verlernt wie ein soziales Miteinander unter Katzen funktioniert. Dadurch kommt es gehäuft zu Missverständnissen oder auch Agressionen, welches ein Zusammenleben nahezu unmöglich macht oder ein erhebliches Stresspotenzial mit sich bringt. Dies ist keinesfalls förderlich für die Gesundheit und Ausgeglichenheit Ihrer Katze. Leider sind diese vielen "Einzelgänger" zumeist hausgemacht ohne sich zuvor mit den Bedürfnissen einer Katze auseinander zu setzen. Daher sieht man in den diversen Vermittlungen auch immer noch sehr häufig, die sogenannten Einzelgänger, welche keine anderen Katzen neben sich dulden und die eigentlich keine Einzelgänger hätte werden brauchen.

- Gleiches gilt auch für schlecht oder gar nicht sozialisierte Katzen, zumeist Jungtiere, die es nie gelernt haben, wie ein kätzisches Miteinander funktioniert. Diese mit einem "Vorbild" heranzuführen wird oft schwierig und erfordert eine grosse Menge Geduld und Katzenerfahrung. Wild geborene Kätzchen, die nicht rechtzeitig an ein kätzisches Umfeld UND den Menschen gewöhnt werden können, haben meistens nur geringe Chancen sich noch entsprechend zu entwickeln. Aber auch Jungtiere vom Züchter, die vor der 12. Lebenswoche abgegeben werden haben meist erhebliche Defizite für das soziale Miteinander.

- Weiterhin gibt es Katzen, denen ein Zusammenleben mit anderen Katzen in ihrem bisherigen Leben bereits gründlich verleidet wurde. Möglicherweise weil sie mit einer unpassenden Partnerkatze leben musste, oder in einer grösseren Gruppe mit unterschiedlicher Altersstruktur und/oder verschiedenen Geschlechtern. Dies kommt auch öfter bei Züchterhaushalten vor, wenn nach einigen Jahren des Zusammenlebens neue Gegebenheiten in der Züchtergruppe entstehen, wie Nachwuchskatzen, Kater oder Kastrationen sowie Todesfälle. So kann eine einzelne Katze plötzlich todunglücklich werden oder sogar garstig gemobbt werden. Auf Dauer sicher kein Kompromiss, sodass für dieses Tier zunächst einmal ein ruhiger Einzelplatz gesucht wird. Ob sich später wieder eine Kombination erwirken lässt, hängt von allerlei Rahmenbedingungen ab, ist aber sicher nicht unmöglich.

- Auch bei chronisch kranken Katzen, zumeist schon älter, als auch echte Senioren (>14) ist eine neue Katze gut zu überdenken, wenn nicht sogar abzuraten. Dies kann jedoch nur im Einzelfall beurteilt werden.

- Freigänger, auf die wir jedoch nicht näher eingehen möchten, da wir unsere Kitten und Katzen grundsätzlich nicht in ungesicherten Freilauf geben. Freigänger benötigen vermutlich am allerwenigsten eine kätzische Gesellschaft, die ihnen zugeteilt würde, weil sie sich "draussen" ihre Kontakte selbst suchen können. Allerdings unterschätzen Sie bitte niemals die zahlreichen und lebensbedrohlichen Gefahren, auf die Ihre Katze als Freigänger früher oder später treffen wird. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel über Gefahren!

Fazit: Eine vernünftige und sorgfältig gewählte Kombination kann bei den zusammenlebenden Katzen die kätzische Gemeinschaft positiv beeinflussen und eine dauerhafte Freundschaft fördern. Besonders für Kitten und Jungtiere ist ein "Doppelpack" ein Muss, damit sie die Verhaltensweisen aus der Sozialisierung nicht verlernen. Ausserdem macht zu zweit alles viel mehr Spass! Natürlich ist die gemeinsame Haltung nicht die einzige Anforderung an ein möglichst artgerechtes Katzenleben. So sind neben einer gesunden und artgerechten Ernährung unbedingt auch weitere Anreize und Aktivitäten in den Stundenplan der Katze einzubauen. Ein Katzenleben besteht aus jagen, entdecken, erforschen, beobachten, verstecken, schnuppern, spielen, kuscheln, schlafen, balancieren, sonnen, faulenzen und klettern, also fordern sie ihre Samtpfoten und sie werden die Aussenwelt kaum vermissen!

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen auch noch die Lesetipps an die Hand geben. Dazu gehört auch das Buch von Sabine Schroll "Aller guten Katzen sind.... ?" - Der Mehrkatzenhaushalt, sowie die Links gegen eine grundsätzliche Einzelhaltung.

Einzelhaltung artgerecht? (katzen-fieber.de)

Wenn die Einzelkatze reden könnte... (Rita Marlen Feisel, Website BKH of Duke Mystic Falls)

Wohnungskatzen in Einzelhaltung? (Tierheim Hilden)

Einzelhaltung (Cat-Care, Tierhilfe Kassel e.V.)

Eintauchen in die Seele der Samtpfote (Feline Senses)

Social organization in the cat (Studie 2003, Univercity of Georgia, USA)